Jahr 2 Woche 35 und 36 zurück in Deutschland in Zeiten Coronas
Nach langem hin und her überlegen wie ich das mache die Zeit im Süden maximal zu nutzen und doch am 1.4 spätestens in Norddeutschland zu sein kam Sonntags die Meldung. Ab 0 Uhr macht Deutschland die Grenzen dicht.
Kontakt mit Chef am Tag vorher war ja auch noch, wir rechnen fest mit Dir ab spätestens 1.4. Also habe ich spontan in Marseillan mittags um 15.00 Uhr mein Zeug zusammengepackt und bin los gefahren. 980 km bis zur Grenze bei Freiburg. Nach Polizeikontrollen dort war mir nicht so, nicht nur wegen völlig überladenem Wohnmobil. Also habe ich mein altes Schätzchen schön gestreichelt damit es mich über ausschließlich Mautfreie Strecken schnellstens über die Grenze bringt. OK, 0 Uhr war ein sportliches und vor allem unrealistisches Ziel bei Durchschnittstempo 90 auf den Mautfreien Autobahnen und ein bisschen weniger auf den Landstrassen mit gefühlten 1.000 Ortsdurchfahrungen bei Nacht.
Ich mußte einmal Unterwegs tanken, da mein Minitank trotz zusätzlich vollgemachtem 20 Liter-Kanister nicht durch Frankreich reicht. BP hat da die Krise voll erkannt und mir an einer Automatentankstelle 1,61 Euro pro Liter Diesel abgeknöpft.
Um 4 Uhr Nachts war ich endlich am Grenzübergang natürlich mit Kontrolle. Die sah so aus: (ich hatte den Ausweis noch garnicht raus geholt. Hallo, wie fühlen Sie sich den ? – Müde von der langen Fahrt. – Ok, und sonst ? Sonst geht es mir gut, danke. – OK , dann gute Fahrt.
Ich bin dann direkt bei Freiburg an den Altrhein an den ehemaligen Wagenplatz und habe erstmal ausgeschlafen.
Dann über die alte Heimat (diesmal leider ohne Elternbesuch wegen Corona) ins Schwabenländle ein Freundin besuchen. Dann nach „Irgendwo in Bayern“ zum sehr hübsch Übernachten an einem Ort neben der Autobahn. Dort habe ich erstmal eingekauft, konnte ich ja leider Sonntags in Frankreich nicht mehr. Ausser Klopapier (Klopapier !!! was ist das für ein krankes Land ?? ) gabs da aber fast alles.
Und dann gings direkt weiter nach Berlin an den Treptower Park. Irgendwo in Spanien hatte mein Handy den Geist aufgegeben und telefonieren ging leider nicht mehr (Ich hatte daher auch sehr gehofft auf den 2000 km keine Panne zu haben) , also mußte es zur Reparatur. Mein Kollege von der letzten Saison war gerade in Berlin seinen Sohn besuchen bevor er zu seinem Saisonjob für dieses Jahr fuhr so das wir uns noch auf ein Bier in Berlin treffen konnten was in Portugal nicht klappte.
Kleine Abhandlung mit der neuesten Lebensweisheit:
Wirklich schön ist an dem Leben im Wohnmobil ohne Wohnsitz auch das man immer mehr Menschen kennt mit der Zeit die so Leben. In Zeiten von Corona, vernetzt man sich etwas um Routen, Wege und Plätze auszutauschen, oder nur zu hören ob bei denen auch alles ok ist.
Man lernt einfach neue Leute kennen, verbringt zum Teil vom kennenlernen an unglaublich viel Zeit miteinander und reist gar ein Stück zusammen, manchmal fast wie eine WG, trennt sich dann einfach wieder und schaut wo und wann man sich wieder begegnet. Manchmal ist das nach 6 Wochen, manchmal nach 8 Monaten, manchmal lange nicht. Wobei ich noch keinen getroffen habe der vom Aussteigen wieder ausgestiegen ist, aber einige die „nur mal 1 Jahr “ wollten und nach 7 Jahren immer noch nicht zurück in eine Wohnung nach Deutschland gezogen sind. Auf jeden Fall sind diese Begegnungen oft sehr intensiv. Da gibt es Menschen die Du gestern noch nicht kanntest und mit denen Du plötzlich frühstückst, den Tag verbringst und Nachts um 1.00 Uhr noch mit einem Bier am Lagerfeuer diskutierst und das weil es gerade Spass macht 1 ganze Woche obwohl jeder nur einen Tag an dem Ort bleiben wollte. Zeit ist auch ein ganz anderer Begriff geworden, waren früher 14 Tage Sommerurlaub toll, kann ich mir heute garnicht mehr vorstellen das man in 14 Tagen viel mehr als eine Städtereise hin bekommt. Ich würde jedenfalls heute nicht mehr schaffen in so kurzer Zeit.
Sooo aber zurück nach Berlin, ich fand also einen Handyreparaturladen in Moabit der sich entschloß zu den Handys noch Brot zu verkaufen und als Lebensmittelgeschäft geöffnet hatte. Ums kurz zu machen auch nach 2 mal einen ganzen Tag Reparatur geht es immer noch nicht, oder besser gesagt jetzt geht telefonieren aber alles andere nicht mehr… . Da ich solange in dem vollen Berlin war wo sich unglaublich viele an nix bezüglich Kontaktsperre halten und ich da schon 4 mal S-Bahn fahren mußte und dann noch das Ordnungsamt mal höflich anklopfte der Treptower Park sei ja kein Campingplatz, habe ich gestoppt. Ein neues Handy bestellt und das alte werde ich jetzt aus dem Norden nochmal zu der Reparaturfirma schicken. Das Ordnungsamt war übrigens nach kurzem Gespräch und meinem Hinweis ich habe ja keinen Wohnsitz ausser dem Wohnmobil sofort bereit in Anbetracht der Coronakrise mich unbehelligt stehen zu lassen. Da ist Berlin menschenfreundlicher schon eine andere Nummer als ich das gerade aus anderen Ecken höre.
So also Berlin verlassen und Freitags komme ich dann 1,5 Wochen zu früh bei meiner Sommerarbeit an. Perfektes Timing, das war der Tag an dem unser Chef verkündete das Kanuzentrum ist ab sofort geschloßen bis unbekannt. Ich habe ja gerade mal ca. 550 Euro Sprit verballert um jetzt in der Kälte zu sein. Also alles anders als gedacht, nun ja jetzt stehe ich zumindest ganz Mutterseelenallein in einer 200.000 qm großen Freizeitanlage, km weit weg von den nächsten Häusern aber Strom und eine heiße Dusche. OK, ganz alleine auch nicht, es kommt regelmäßig eine Gruppe Rehe mich besuchen. (Ab heute kann ich die auch wieder fotografieren). Mit meinem Lieblingskollegen zusammen bin ich zumindest als Kurzarbeiter für ein paar Stunden in einer echt tollen Techniktruppe einer touristischen Anlage untergekommen, zumindest sichert das etwas Beschäftigung, wir machen eine Arbeit die Spass macht und ein bissl Kurzarbeitergeld gibt es ja auch. Zusammengefasst, ich bin hier in traumhafter Natur mit etwas mehr Komfort als normal und das so abgeschieden wie in Kanada – der Alltag mit den Kollegen ist „völlig normal“ und wenn ich keine Nachrichten lesen würde, da würde mir nur auffallen das wir eine Anlage pflegen und Instandsetzen in der die Gäste fehlen.
Von daher hoffe ich für jeden der das hier liest das es Euch in diesen Zeiten so gut geht wie mir aktuell und das dies für uns alle so bleibt.